…in seinem Büro schrie er mich weiter an…

Für meine Ausbildung bin ich in einen kleinen Ort gezogen, vielleicht könnte der Ort auch alsnKleinstadt bezeichnet werden. Auf jeden Fall war die Firma verhältnismäßig groß, mit verschiedenen Abteilungen und einem Planungs-/Ingenieurbüro. Vom Freizeitangebot her war es in der Gegend eher mau, na ja ein paar Vereine gab es schon. Einem davon habe ich mich angeschlossen, weil ich den Sport davor auch schon ausgeübt habe. Irgendwie hat es sich dann ergeben, dass ich dort beim Anfänger*innentraning ausgeholfen habe und später auch beim Kindertraining. Gegen Ende meiner Ausbildung war ich dann fast Hauptverantwortliche fürs Kindertraining. Ich war nicht die einzige aus der Firma, die in diesem Verein Sport gemacht habt, der eine Ingenieur war Trainer der älteren Jugend.


Irgendwann habe ich mitbekommen, dass er als Trainer aufgehört hat. Es hat mich ein wenig gewundert, es war mitten in der Saison. Dann habe ich von seiner Ex-Frau, Trainerin für die jüngeren Jugendlichen, erfahren, dass er wegen Missbrauchsvorwürfen vonseiten einer seiner Sportlerinnen gegen ihn aufgehört hat. Die Trainerin wusste auch zu Berichten, dass Polizeiliche Ermittlungen liefen.
Außerdem habe der Vorstand sich dazu entschlossen Beweise zu sammeln, die den Trainer entlasten würden, weil dieser nach Meinung des Vorstandes auf jeden Fall unschuldig ist. Die Haltung des
Vorstandes war auch der Grund warum es zu dem Gespräch zwischen mir und der Trainerin kam. Sie wollte mir erzählen, dass sie auhören würde dort in dem Verein als Trainerin zu arbeiten. Es war für sie nicht tragbar weiter in einem Verein zu arbeiten in dem der Vorstand potentielle Täter schützt und diese dort auch wieder Jugendliche trainieren sollten. Wenn er dort als Trainer arbeitet gehen ich, dass war ihre Konsequenz. Dem habe ich mich angeschlossen und dem Vorstand eine Nachricht geschrieben, dass ich nicht weiter als Trainerin arbeiten werde. Als Grund für meine Entscheidung habe ich die anstehende Gesellinnenprüfung genannt und nur erwähnt, dass ich von Missbrauchsvorwürfen gegen ein Vereinsmitglied gehört habe und die Handhabe des Vorstandes, soweit diese der Wahrheit entspricht, verurteile. Der Nachricht war absichtlich nicht zu entnehmen, dass ich wusste, dass es sich um meinen Arbeitskollegen handelte.


Ein paar Tage später kam dieser Arbeitskollege zu mir an den Platz und hat mich vorsichtig gefragt, ob ich dem Vorstand eine Nachricht wegen ihm geschrieben habe. Das habe ich verneint und gemeint ich wüsste nicht wovon er redet. Daraufhin ist er erstmal verwirrt weggegangen und ich habe gedacht damit wäre das Ganze erledigt. Nur das der Ingenieur am nächsten Tag wieder kam und mich in Hörweite von drei, vier anderen Kollegen anschrie, ich solle ihm nicht verarschen er würde mich wegenVerleugnung anzeigen, wenn ich das rum erzählen würde usw… Dort mit den anderen Kollegen im Raum und der Drohung mich anzuzeigen hatte ich nicht das Gefühl ihm irgendwas erwidern zu können. Deshalb habe ich ihm gefragt, ob wir in seinem Büro weiter„reden“ können. Für ihn war das okay und auf dem Weg zu seinem Büro hat sich ein mulmiges Gefühl in meinen Bauch geschlichen, war es unüberlegt dieses Gespräch ohne Zeugen weiterzuführen? In seinem Büro schrie er mich weiter an und als ich anfing zu reden zitterte meine Stimme. Ich hatte Angst. Mein Arbeitskollege überraschte meine Angst vor ihm, er redet leiser. Auf jeden Fall glaube ich, dass das im Zusammenhang stand. Ich weiß nicht mehr so viel von diesem Gespräch. Was mich schockiert hat war, dass der Arbeitskollege davon erzählt hat wie der Vorstand mit den Freundinnen der betroffenen Person geredet hat. [..] Dass der Vorstand diese Jugendlichen so lange bequatscht hat um diese davon abzuhalten bei der Polizei eine Zeugenaussage zumachen war für meinen Arbeitskollegen ganz normal.
Außerdem bleib es nicht bei der gedrohten Anzeige gegen mich. Der Arbeitskollege informierte mich, dass der Meister der Firma, ein guter Freund von ihm, mich für ihn mit im Blick haben wird um sicher zu gehen, dass ich auch ja den Mund halte. Dass Meister eigentlich Ansprechpartner für Azubis sind und nicht dazu angestellt Drohungen der Ingenieure umzusetzen, schien keinen der Beiden zu interessieren.

Monate lang ging ich dem Meister aus dem Weg bis ich ihn nach bestandener Gesellinnenprüfung zur Rede stellte und herauskam, dass der Meister von dieser Aussage des Ingenieurs nichts wusste.