Anfang 2025 bin ich zur überbetrieblichen Ausbildung im [Osten Deutschlands], drei Wochen lang dort in der Schule und im dazu gehörenden Internat. Innerhalb des eigenen Gewerks und somit während den Arbeitszeiten war alles entspannt. In der ersten Woche fingen die Sprüche an, nach Feierabend beim gern besuchten Edeka, dort stehen wir Schüler*Innen gerne alle und vertreiben sich die langweiligen Stunden. Schüler aus dem ÜAZ fragen uns (immer 2-3 Freunde) erst, ob wir links sind. Wir gehen ihnen aus dem Weg, sie sind deutlich in der Überzahl.
Im Laufe der Woche wird nicht mehr gefragt, wir werden im Vorbeigehen angebrüllt („Zecken(-F*tzen)“, „Dreckslinke“, „eure Eltern sind Geschwister“, …). Vor unsere Füße wird gespuckt, wir werden „versehentlich“ angerempelt. Sie holen ihre deutlich älteren Freunde aus der Umgebung, Lederjacke, Springerstiefel, 88 auf dem Pullover, 88 auf der Haut, 0 im Hirn. Zehn von ihnen plus die Schüler stehen abends vor dem einzigen Einkaufsladen im Dorf, sie laufen uns nach, beobachten was wir tun (einkaufen??), beleidigen uns.
In der zweiten Woche fühlen sie sich noch sicherer, ihre Freunde aus dem Dorf ziehen zwar ab, aber plötzlich ist alles voller Nazisticker, auch im Internat und der Kantine werden wir inzwischen angefeindet, niemand tut was dagegen, die Tage ziehen sich.
Woche Drei. An einem Tag ist es so schlimm, ich traue mich nicht in der Pause raus um Kaffee zu holen, sie stehen da. Nicht nur wir drei haben inzwischen Angst, es gibt noch Andere, sie kommen neu hinzu. Sie haben keine blonden Haare und blaue Augen, leider sagen sie zu unseren Spezialfreunden „Hallo“, es wird mit einem „mit Viechern reden wir nicht“ bestraft, so werden sie ab dann auch genannt; Viecher. Nachts schlafe ich nicht ein, eine Gruppe aus ca. 5-10 strammen Männern marschiert in beängstigender Nähe zu unserem Fenster auf und ab, dazu im Chor: „Zicke, Zacke,..“, „H*H*“, „Zecken töten“; „Bullen töten“, andere Parolen, viele davon rechtswidrig, alle unmenschlich und absolut abscheulich.
Die Menschen, die an dieser Schule und dem Internat arbeiten, unterrichten und teilweise dort leben, müssen das mitbekommen haben. Die meißten scheinen auf dem rechten Auge blind zu sein, es wird irgendwie kollektiv akzeptiert oder mindestens geduldet. Wir sind damit alleine.