Azubihilfe-Netzwerk kritisiert Missstände und Ausbildungsbedingungen für Handwerker*innen
Anlässlich des heutigen „Tag des Handwerks“ veröffentlicht das junge Azubihilfe-Netzwerk einen offenen Brief, um strukturelle Probleme im Handwerk anzuklagen. Er richtet sich in erster Linie an Institutionen des Handwerks, Betriebe und Berufsschulen. So werden sich heute in ganz Deutschland Auszubildende und Unterstützer*innen u.A. vor den Handwerkskammern versammeln & mit diversen Aktionen auf ihre Situation aufmerksam machen.
„Wir nehmen nicht länger hin, dass Schutzausrüstung nicht gestellt, über Gefahren nicht aufgeklärt wird oder Mobbing und Machtmissbrauch zum Alltag in den Betrieben gehören. Wir fordern die Handwerkskammer auf ihrer Verantwortung gegenüber Azubis gerecht zu werden!“ sagt Yantin, eine der Sprecher*innen des Netzwerks.
Das Netzwerk thematisiert die prekären, teils rechtswidrigen Arbeitsbedingungen von Auszubildenden im Handwerk. Dazu gehört die unzureichende Ausbildungsvergütung von anfangs meist 3,60€ die Stunde1. Viele Auszubildende leben unter der Armutsgrenze und müssen ihre Existenzgrundlage mit Tätigkeiten neben ihrer 40-Stunden-Woche sichern.
Zusätzlich schrecken viele Menschen, nicht nur wegen dem oft unfreundlichen Betriebsklima und sozialen Umgang, vor dem Handwerk zurück. Oftmals werden konkrete Diskriminierungserfahrungen in den Betrieben und Schulen, aber auch von den bestehenden Institutionen im Handwerk relativiert und nicht ernst genommen. Echte Konsequenzen für rechtswidriges Verhalten von Vorgesetzten und Lehrpersonal gegenüber Auszubildenden bleiben meist aus.
Grundlegend fehlen dem Handwerk unabhängige Instanzen, welche die Interessen von Auszubildenden angemessen politisch wie rechtlich vertreten. Mit ihren Unterzeichnenden fordern sie:
- unabhängige Beratungsstellen, rechtliche Aufklärung und Unterstützung für Auszubildende
- verbesserte Ausbildungsbedingungen und -qualität in Schulen und Betrieben
- angemessener und existenzsichernder Lohn
- regelmäßige Prüfung der Betriebe durch Handwerkskammern und Berufsgenossenschaften
- aktive Vorbeugung und Sanktionierung von Diskriminierungen durch Institutionen des Handwerks
- Vertretung von Azubis in Verwaltung und Politik mit Stimmrecht in ausbildungsrelevanten Angelegenheiten
„Der Tag des Handwerks sollte nicht nur dafür genutzt werden sich gegenseitig auf die Schultern zu klopfen, sondern auch um sich an die eigene Nase zu fassen. Der Fachkräftemangel im Handwerk ist hausgemacht und kann nicht auf eine generell mangelnde Arbeitswilligkeit junger Menschen geschoben werden. Wer sich mit dieser Argumentation begnügt, verschließt die Augen vor der Realität. Der Fachkräftemangel kann nur durch eine selbstkritische Auseinandersetzung mit den eigenen Strukturen und durch einen offenen Diskurs mit uns Auszubildenden wirksam angegangen werden. Wir sind heute hier um zu zeigen, dass uns das Handwerk am Herzen liegt und wir sind bereit uns einzubringen, um an besseren Ausbildungsbedingungen zu arbeiten.“ sagt Netzwerk-Mitglied Leo.
1 https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/mindestausbildungsverguetung-azubi-mindestlohn-2024-144611/
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