…“Seid ihr nicht die mit den ganzen F*tzen?“…

Kurz und knapp meine Top 4 der schönsten Sätze in meinen vergangenen knapp 2,5 Jahren. 

Platz 4: Ich komme mit einem Kollegen morgens zum Kunden, wünsche ihm einen guten Morgen und seine Reaktion war: „Ohje! Haben jetzt die Frauen schon das Handwerk erobert? Guten Morgen.“ 

Platz 3: Private Geburtstagsfeier, erster Monat meiner Ausbildung, ich in Rock, Strumpfhose und mit rotem Lippenstift (schlimm genug, dass ich mein Aussehen an dieser Stelle beschreiben muss) habe mich mehrere Minuten vor einem mir bis dahin unbekannten Malermeister rechtfertigen müssen warum ich Tischlerin werden möchte. „Wieso wird denn jemand wie du Tischlerin? *mustert mich von Kopf bis Fuß* du hast doch einen schönen Rock an und eine Strumpfhose und so einen schnuckelschönen Lippenstift?“ – no more words needed  

Platz 2: Polier auf einer großen Langzeit-Baustelle beklagte sich darüber, dass meine (männlichen) Kollegen am Vortag die Baustelle nicht gesaugt hatten, sondern nur gefegt. Dabei dann die Worte „Jungs was war gestern los? Habt ihr eure Frauen gestern zur Berufsschule geschickt, oder warum war hier gestern Abend nicht sauber?“  

Platz 1: Gleiche Baustelle wie bei Platz 2, ein äußerst sympathischer Elektroniker fragte meinen männlichen Kollegen „Seid ihr nicht die mit den ganzen F*tzen? Bevor die ganzen Frauen im Handwerk waren, war auch alles besser“  Da wusste nicht mal mein Kollege, was er darauf noch antworten sollte.

Leider sind alle Geschichten tatsächlich so passiert, ich bin unendlich dankbar für meine damaligen Kollegen die mich, bzw. uns, teilweise so viel besser verteidigt haben und sich für uns stark gemacht haben, wenn wir in der Situation selbst zu sprachlos waren. Die meisten Reaktionen auf die ich treffe sind positiv und „Ach das finde ich ja klasse, dass Sie das machen“, was mich natürlich schon freut, aber man fällt halt immer auf, als Frau auf dem Bau. Ich kann aber auch sagen, dass ich beobachte, dass es besser werden wird. Die alten „früher hätte es sowas nicht gegeben“-Kollegen werden irgendwann in Rente gehen und dann wird’s vielleicht eines Tages als völlig „normal“ von allen angesehen.

Eine Sache noch die mich damals persönlich sehr bedrückt hat, war die Reaktion meiner Oma, als ich ihr meinen Berufswunsch erzählte: „Was willst du denn da? Das ist doch nichts für dich, willst du nicht lieber ins Büro?“ und als ich ihr dann erklärte warum ich mich so entschieden habe, beendete sie das Gespräch mit den Worten „Na, da ist an dir wohl ein Junge verloren gegangen…“