Ich habe immer unmöglich viele Aufgaben bekommen und dann gab es Stress wenn ich nicht alles geschafft habe. Einmal bekam ich zwischen Frühstück und Mittag diverse Arbeitsaufträge neben dem wo ich aktuell bei war. Der Chef wollte los und ich sollte mit der Praktikantin alleine in dem Betrieb bleiben. Es war so viel, dass ich anfing mir das aufzuschreiben:
- Leisten lackieren (wenn ich schon lackiere am Besten andere Sachen auch lackieren)
- Teppichstreifen auf die Böcke kleben (soll die Praktikantin machen, ich soll anleiten/helfen)
- Hocker machen (Kundenauftrag)
- Masken für insg. 3 Personen bereit machen, damit alle lackieren können
- Spritze zum Lackieren sauber machen (soll auch die Praktikantin machen, aber da sie das noch nie gemacht hat, soll ich ihr das zeigen)
- Schubkästen zusammen setzen (Kundenauftrag. Hocker ist aber wichtiger wegen lackieren)
- Verleimen Schrank (Kundenauftrag. Hocker hat Priorität)
- Brettchen weiter machen (Wenn dafür noch Luft ist oder die Praktikantin nichts zu tun hat)
- Tisch weiter abschleifen (Soll auch die Praktikantin machen und an einer Stelle wo der Wind nicht weht, ich soll das mit raus tragen und eine Stelle finden wo sie damit stehen kann)
Bis Feierabend sollte ich alles erledigt haben und der Tag war schon fast halb rum.
Ich war noch so neu, dass ich selbst nicht wusste wo ich was finde und Fragen hatte zu den Aufgaben. Zu dem Zeitpunkt wusste ich auch nicht, dass ich gar keine Einweisung geben darf für den Lackraum, Nutzung der Maske usw.
Später sagte er ich brauche zu lange, weil ich alles aufschreibe und ich soll nicht ständig schreiben. Andere Male beschwerte er sich, dass ich es mir nicht alles aufschreibe und hielt mich dazu an seine Anweisungen aufzuschreiben. Im Auto diktierte er ständig Aufgaben und Zeiten, die ich später „in Ordnung“ bringen musste und sie den verschiedenen Kundenaufträgen zuordnen musste. Als ich etwas falsch aufschreibe regt er sich auf und sagt „Da schwillt mir der Kamm!“
Ich kriege Ärger wenn er mehr als eine Woche in dem Berichtsheft unterschreiben muss. Nachdem ich sogar eine Abmahnung bekomme, fange ich an alle widersprüchlichen Aussagen und Aufgabenstellungen aufzuschreiben.
Ich soll das Berichtsheft spätestens Anfang der Woche abgeben. Da ich zusätzlich Wochenzettel führe soll ich diese zusammen mit dem Berichtsheft abgeben. Da ich diese zum Übertragen brauche, aber nicht in der Firma übertragen, nicht fotografieren und erst am Wochenende mitnehmen darf, hänge ich immer hinterher. Regelmäßig nimmt er sie in sein Büro, verlegt sie und ich muss sie suchen. Ich soll auch alle zwei Wochen eine Fachdokumentation machen. Beispiel für ein Monat wo es „gut“ lief:
– Am 4ten des Monats, Dienstag, Berichtsheft abgegeben.
Am 7ten, Freitag, zurück ohne Unterschrift der letzten Woche.
– Am 11ten, Dienstag, abgegeben.
Am 24ten, Montag, Berichtsheft liegt wortlos auf meiner Hobelbank,
die Unterschriften der letzten 2 Wochen fehlen.
Plus ich bin jetzt 2 Wochen im Rückstand mit der Fachdokumentation und Übertragung der Tagesberichte.
– Am 28ten, Freitag, abgegeben, mit Fachdokumentation und Zeichnung. Alle Berichte nachgeholt.
Die folgende Woche habe ich Urlaub.
– Erste Woche nach dem Urlaub bekomme ich das Berichtsheft erst auf Nachfrage am Mittwoch zurück. Es fehlen die Unterschriften für die Woche vor dem Urlaub und der Fachdokumentation.
Ich bekam Anschiss, wegen jeder Kleinigkeit, auch wenn ich damit nichts zu tun hatte. Oft gingen damit Minuten und Stunden des Schreiens oder passiv aggressivem Verhaltens einher. Er rastete mehrfach täglich aus und schmiss manchmal sogar Werkzeug nach mir.
- Er sucht den Füllstab für die Fräse. Ich soll suchen, dann doch nicht, dann findet er es und schreit dabei rum „Das war mal wieder Niemand!“ (Ich darf die Fräse noch gar nicht benutzen.)
- Er schmeißt eine Zange in meine Richtung mit dem Worten „Der Alte kann ja alles aufräumen!“ Die Zange landet nur knapp vor mir auf der Bank.
- Maulschlüssel mit Nachdruck auf meine Bank geschlagen „HIER!“ (Er hatte es selbst zuletzt benutzt.)
- Er holt ein Stück Klopapier aus dem Müll und regt sich auf „Wer war das schon wieder? Ich kann das nicht ab!“ Er möchte nicht, dass „sein“ Klopapier zum Nase putzen gebraucht wird.
- Er macht die Lackspritze sauber und wütet dabei vor sich hin „Chef kann ja alles aufräumen“
- Regelhaft reagiert er nicht auf die Begrüßung am Morgen. Später kommt er dann aus seinem Büro und sagt Guten Morgen und ohne Reaktionszeit schreit er los warum man nicht reagiert.
- 8 Uhr morgens: Er schreit weil irgendetwas nicht klappt an dem Kantenanleimer. Während er arbeitet flucht und schreit er kontinuierlich weiter ohne Unterbrechung. Er ruft mich 3 mal zu sich und schreit „Warte da!“, dann geh ich wieder weil er schreit, dass ich nichts tue.
- Ich möchte meinen Urlaub „früh genug“ buchen. Er „Hier läuft alles sowieso nach dir!“
- Er hält mir 15 Minuten eine Standpauke, weil ich eine Frage zu der Fräse gestellt habe. 10 Minuten später sage ich, dass etwas nicht passt, da es schief fräst. Er „Komm selber drauf und frage nicht immer gleich!“ (Die Einstellung der Maschine hat eine Macke und ich soll mit seiner komplizierten unsicheren Sonderlösung zurecht kommen. Für diese Maschine allein gibt es einen Lehrgang erst im 3.Lehrjahr!)
- Aus Angst vor Ärger bringe ich nach einer Prüfung noch am gleichen Abend das Werkzeug zurück in die Werkstatt.
- Ich frage einmal verzweifelt „Wie hätte ich das denn alles machen sollen? Über Nacht?“ Er schreit: Früher wäre man vom Meister noch geschlagen worden.
- Während der Fahrt erklärt er mir den Kundenauftrag, den ich machen soll. Er guckt nicht auf die Straße, ich werde nervös. Er wird von einem anderen Autofahrer geschnitten, schreit rum, weil ich nichts sage, schreit er zu mir „Bist du noch bei mir?“
- Ein anderes Mal greift er nach einer runter gefallenen CD, dabei bremst er ab. Ein anderer Fahrer kommt aus einer Seitenstraße und glaubt ihm wird die Vorfahrt gegeben. Es kommt zum Zusammenprall. Als die Polizei da ist, werde ich nur gefragt ob ich Zeugin bin, nicht danach was passiert ist. Wochenlang regt sich der Chef darüber auf und versucht mir einzureden was seiner Meinung nach passiert ist, fragt mehrfach ob ich schon zu einer Stellungnahme aufgefordert wurde.
Im Auto kommentiert er immer Frauen, die er sieht:
Über eine Frau an einer Bushaltestelle „Boa, Magersüchtig bis auf die Knie!“
Über zwei sehr jung aussehenden Schülerinnen „Ja, kurze Hosen sind gut, zeigt her was ihr habt!“
Über eine dicke Frau, die irgendwo lang geht: „Was für eine optische Umweltverschmutzung!“
Bericht im Radio über gerettete Flüchtlinge, dessen Boote nicht rein gelassen werden. Er „Gut so!“ (Einen Flüchtling wollte er als Azubi einstellen, dieser war froh woanders etwas bekommen zu haben)
Über einen Kunden „wieder irgendein Türke“
Über den Postboten „Die sollten das doch erst morgen holen, diese Spast-omaten!“
Über einen Kunden „Der ist soo fett.“ und ahmt mit den Armen einen dicken Bauch nach. „Seine Frau sitzt auf dem Sofa – arbeitslos hoch 10! So ein Arschloch! Sag ihm das wenn er anruft.“
Macht eine Kundin übertrieben keifend nach und nennt sie immer „die Tante“.
Den Namen seiner Exfrau höre ich nie, er nennt sie immer nur „die Schlampe“.
Ich kriege Anschiss weil ich außerhalb der Pausenzeiten auf Klo gegangen bin.
Ab 12:30 Uhr bis Feierabend gibt es keine Pausen mehr.
Ich habe keine Lust ihm zu sagen, dass ich menstruiere.