7 Uhr. Aufstehen. Auf aufs Fahrrad und zur Berufsschule. Ich stells an meinen Stammplatz. Der Sticker mit „*innen“ am Schild mit „Parkplatz für Lehrer“ ist schon wieder abgerissen.
Ich kram einen Neuen aus dem Portemonnaie und kleb ihn an die Stelle des Alten. Ich betrete die Werkstatt.
Schon beim reinkommen begrüßt unser Klassenlehrer einen Mitschüler vor der ganzen Klasse mit „Na, heute wieder die polnische Arbeitshose an? Wo ist denn die Richtige?“ Er meint damit seine Jogginghose. Bevor wir an unsere Werkbänke gehen besprechen wir die nächsten Schritte. Der Lehrer fragt eine Fangfrage – ein Mitschüler, der noch nicht so gut Deutsch spricht antwortet korrekt, hat aber nicht mit der Fangfrage gerechnet. „Wo kommst du noch mal her?“ fragt unser 2. Lehrer daraufhin. „Pakistan.“ – „macht man das da unten bei euch so?“ fragt er wieder und lacht hämisch. Nach dem Unterricht bleibt mein Blick ein bisschen länger als sonst an dem 1×3 Meter Schild hängen, dass neben dem Haupteingang prangt. „SCHULE OHNE RASSISMUS, SCHULE MIT COURAGE“ steht da.
Ich hab in der Situation im Unterricht geschwiegen und schäme mich dafür. Ein paar Wochen später spreche ich meinen Mitschüler drauf an und entschuldige mich.
Ein anderer Tag. Ich sitze mit einer Mitschülerin nach dem Unterricht in der Schule und erkläre ihr die letzte Stunde, weil die letzte Stunde auf deutsch zu schnell war und Niemand sich die Zeit nimmt, im Unterricht Nachfragen zu beantworten. Gleich von Tag 1 wurde uns gesagt, dass nicht mal die Hälfte von uns ins 2. Lehrjahr kommen wird. Als wir aufräumen erzählt sie mir davon, wie sie von einem Lehrer immer belächelt wird, wenn er sie alleine trifft, „ob sie den wirklich Tischlerin werden will“, „dass sie keine Pause machen darf“. Sie weiß nicht, ob es daran liegt, dass sie eine Frau ist, oder dass sie Hijab trägt.
In der nächsten Klausur beeile ich mich und gebe ihr dann mein Blatt für den Rest der Zeit.
Ich steh an meiner Werkbank oft mit Gehörschutz wenn ich hobele, säge, ausstemme, anzeichne. Ich habe keine Kraft mehr mich innerlich mit den Rape-jokes über Kinder, mit dem Rassismus, Ableismus, den ständigen „bist du schwul oder was?“, „behindert“, „krank“, „Spasti“, dem N-Wort und anderen Ismen zu beschäftigen. Dem ständigen Rumgemackere.
Weiße hetero Cis-Dudes sind anstrengend und ich bin traurig diese Aussage wieder so hinstellen zu müssen, nachdem ich mit ein paar total angenehmen und tollen Menschen dieser Gruppe in regelmäßigem Kontakt stand.