…„kaum ist eine Frau im Büro, hast du die Hand in der Hose“…

Ich bin 21 Jahre alt, weiblich, weiß und mache eine Ausbildung zur Tischlerin im zweiten Lehrjahr. Ich habe in der Zeit schon einige komische Blicke und Kommentare abbekommen und wurde häufig unterschätzt und mensplained, zum Glück nie angefasst oder so, aber in letzter Zeit hatte ich mehrere Erlebnisse die mir etwas mehr im Kopf geblieben sind.

Zum Beispiel im Pausenraum, wenn ein Altgeselle so etwas sagt wie: „Jetzt sind wir Zwei alleine, mal schauen was passiert“ oder beim tragen helfen komisch hinter/über mir steht, usw.

Bei einem Praktikum wurde eine sehr anzügliche sexuelle Anspielung mit Verweis auf mich gemacht und als ich meine Augen verdreht habe, wurde ich als hysterisch bezeichnet (ich habe komplett unterreagiert).

Das Problem bei zwei anderen Malen war, dass es sich um Kunden gehandelt hat und ich von Geselle und Meister keine Unterstützung erhalten habe und deswegen alleine mit der Situation umgehen musste. Einmal haben wir einen Büroschrank montiert, während zwei Männer in diesem Büro am Computer saßen. Zur Begrüßung sagte der Eine zum Anderen „kaum ist eine Frau im Büro, hast du die Hand in der Hose“.

Ich habe das leider als einzige gehört weil der Geselle und Meister im Gespräch waren, und ich fand es sehr unangenehm danach die ganze zeit vor den Augen der beiden Männer arbeiten zu müssen, obwohl ich dort eigentlich sehr gerne arbeite. Ich habe die Situation im Nachhinein bei dem Gesellen angesprochen und er war sehr verständnisvoll, trotzdem hätte ich in dem Moment akut Unterstützung gebraucht.

Das andere Mal habe ich mit meinem Chef einen Kunden begrüßt, er meinte „Da versüßt du mir aber den Tag mit so einer hübschen jungen Dame“ mein Chef hat noch gesagt „ich bin doch auch hübsch“ aber das hat die Situation ehrlich gesagt nicht mehr gerettet. Später kam der Kunde zu mir und sagte „Du wirst dir noch öfter solche Sprüche anhören müssen, lass dir mal von deinem Chef beibringen wie man darauf richtig antwortet“. Mein Chef hat nichts dazu gesagt, mich hat das alles sehr wütend gemacht: Der Kunde, dem gegenüber ich immer nett und respektvoll bin, macht einen sexistischen, sexualisierenden Kommentar zu mir und will mir danach noch erklären, wie ich damit umzugehen habe? Und dass mir das noch oft passieren wird, als könne er nicht einfach mal einen Anfang machen und damit aufhören? Und wieso muss er mir erklären dass ich diskriminiert werde als Frau?

Ich habe tatsächlich das Gefühl dass diese ganzen Momente „nicht so schlimm“ sind, aber ich merke dass es mich trotzdem sehr belastet und ich mich unwohl fühle wenn ich dort wieder auf Montage bin. Beim Schreiben sind mir noch so viele Situationen wieder eingefallen und tausende Geschichten und Freundinnen aus meiner Berufsschulklasse. Ich will mich auf der Arbeit mit anderen Problemen beschäftigen und lieber überlegen wie ich einen Schrank am Besten an der Wand befestige, als mich ohnmächtig und klein und eklig sexualisiert zu fühlen.